In grauer Vorzeit galt das Kap Ryty als ein schamanischer Ort. Generell gibt es am Baikalsee viele heilige Orte, und das Verhältnis zu ihnen ist unterschiedlich: Einige streben danach, sie unbedingt zu besuchen, was auch vor langer Zeit empfohlen wurde. Schamanen führten Rituale an solchen Orten durch und erwarteten, dass auch gewöhnliche Menschen diese Heiligtümer besuchen. Doch das Kap Ryty war ein Gebiet einer anderer Art. Bei afrikanischen Stämmen hätte man es mit einem kurzen Wort „Tabu“ bezeichnet: Für die Ureinwohner des Baikalgebiets galt dieser Ort fast schon als verflucht. Seit jeher fürchteten sie es, das Kap Ryty zu besuchen. Am weitesten durfte nur der Schamane gehen, aber selbst für ihn gab es einen äußersten Punkt, — bei einer einsamen Zeder — den er nicht betreten durfte.
Damals wurde es noch nicht als Anomalie bezeichnet, außerdem wusste damals niemand, dass es durch ein magnetisches Feld entsteht, aber die Eigenart dieser Orte wurde schon lange erkannt. Selbst in der sowjetischen Zeit, dem Zeitalter des Atheismus, fürchteten die Menschen nicht nur, sich dort niederzulassen, sondern auch das Kap Ryty als Touristen zu besuchen.
Warum hat das Kap, auf dem eine magnetische Anomalie entdeckt wurde, einen so ungewöhnlichen Namen — Ryty? Es ist tatsächlich von dem Fluss mit dem süßen Namen Rita durchzogen. Zu sagen, dass dieser Fluss ein strenger Charakter hat, wäre eine Untertreibung. Eher ein wildes Temperament. Wie viele Dörfer hat es in den Baikalsee gespült! Und das waren riesige Ströme, die Steine, Baumstämme und Schmutz bis zum Baikalsee trugen. Und das Kap selbst wurde teilweise durch Ablagerungen von Rita gebildet. In diesem Flusstal wird der Wind fast so stark wie der berühmte Sarma [Anm.: Der stärkste Wind am Baikalsee] verweht. Übrigens entsteht nach einem solchen Wind auf dem Baikalsee ein erstaunliches Phänomen — die Baikaloptiklinse. Dank der sichtlich gereinigten Luft wird die Sicht hervorragend. Man kann sogar das andere Ufer des Baikalsees sehen und dort sogar Lichter erkennen. Ja, zumindest gibt es etwas Angenehmes an diesem Ort — die klare Luft, die genau nach der Art des Baikalwassers.
Das Kap Ryty ist jedoch nicht nur für seine anomalen Erscheinungen bekannt, sondern auch für geheimnisvolle Funde. In der sowjetischen Zeit fanden Wissenschaftler hier rätselhafte Steinpyramiden. Man vermutet, dass sie einmal so etwas wie ein optischer Telegraph gewesen sein könnten: Auf ihnen konnte Feuer gezündet werden. Die Pyramiden selbst bestehen aus Steinkreisen um die Stämme von Lärchen. Hier wurde auch eine von Menschenhand errichtete Mauer gefunden, die aus Steinen besteht, die nicht mit Zement oder einem anderen Bindemittel verbunden sind.