Das „Borodinsky“ ist wohl das russischste aller bekannten Brote. Es unterscheidet sich von allen anderen Broten dadurch, dass außer Roggenvollkorn bzw. Roggenmehl mit hoher Typenzahl und rauen Weizenmehlen auch geröstetes Malz, Melasse oder Zuckersirup und Koriander eingesetzt werden. Das Brot hat dadurch einen süßlich malzigen Geschmack und eine dunkelbraune Färbung. Es gibt Borodinsky heute typischerweise als Kastenbrot, früher aber auch als frei geschobenen Brotlaib.
Über die Entstehung werden unterschiedliche Mythen erzählt. Einem Mythos zufolge ist General Tutschev während der Schlacht um Borodino 1812 zwischen Russen und Franzosen gefallen. Seine Witwe suchte ihn vergeblich auf dem Schlachtfeld. In ihrer Trauer blieb sie am Ort des Geschehens und gründete ein Kloster mit abgeschlossener Bäckerei, wo dieses Brot dann erstmalig in einer solchen oder ähnlichen Form gebacken wurde. Daher auch der Name „Bordodisky“. Das Brot wurde so dunkel gefärbt zum Zeichen der Trauer und die Korianderkörner (früher eventuell auch grober Kümmel) symbolisieren die Kartätschengeschosse, die damals zum Einsatz kamen.
Ein Kloster existiert dort heute noch, ob aber die Geschichte der Witwe so stimmt, lässt sich nicht beweisen. Es gab in Kloster zu Borodino aber tatsächlich eine Nonne mit einem fast identischen Namen. Zu ihr existiert sogar ein Bildnis – Margarita Tutschkova.
Wie dem auch sein, in Borodino wurde diesem Brot aber tatsächlich ein Denkmal gesetzt (man achte darauf, dass hier ein frei geschobenes Brot dargestellt ist).
Das neuzeitliche Rezept wurde von der „Moskauer Brotbäcker Gilde“ entwickelt. Die erste Normierung dieses Brotes soll jedoch schon vor der Revolution erfolgt sein.
In den Hungerjahren 1935-1937 war Russland durch die Folgen des Ersten Weltkrieges und des lang andauernden Bürgerkrieges wirtschaftlich am Tiefpunkt und es kam zu einer Hungerkatastrophe. Das führte zu drakonischen Strafen für den Diebstahl von Nahrungsmitteln.
Dieses Brot hat eine Geschichte, die genauso vielschichtig ist, wie die gesamte russische Geschichte. So wurde zum Beispiel am 09. Dezember 1937 der 13-jährige Obdachlose Michail Schamonin für den Diebstahl von zwei Laib Borodinsky Brot hingerichtet.
Das ist also nicht einfach ein Brot, sondern ein Dokument der Zeitgeschichte.
Viele liebe den Geschmack dieses Brotes.
Für alle, die ein ungewöhnliches Brot probieren möchten, dass sich sehr stark von den uns so gewohnten Aromen und dem uns so gewohnten Anblick unterscheidet, sollte es probieren. Es schmeckt besonders gut zu einem herzhaften Hartkäse, zu geräuchertem Fisch und zu gesalzenem Fleisch oder Speck.
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