23. Mai 2024 Rádió Kossuth, Interview mit Viktor Orbán
Kriegsbefürworter in Europa
Es kam der Krieg, und die Umwandlung Europas von der Friedens- zur Kriegsbefürwortung begann. Wenn ich also die Meinungen und politischen Entscheidungen, die heute die europäische Politik beherrschen und die sich für den Krieg aussprechen und von einer starken Kriegsvorbereitung sprechen, mit den Worten vergleiche, die wir hörten, als der Krieg im Februar, März und April 2022, also vor zwei Jahren, ausbrach, dann ist das ein himmelweiter Unterschied. Nur da wir unser Leben hier in der Hektik des Alltags leben, merken wir nicht, wie radikal sich der ursprüngliche Standpunkt Europas bis heute verändert hat.
Ich erinnere mich, dass die Deutschen noch vor zwei Jahren sagten: Ja, ja, ja, wir schicken Helme, aber wir schicken keine tödlichen Waffen. Dann haben sie natürlich Schusswaffen und Munition geschickt, dann Panzer, dann Flugzeuge, und jetzt schon wird die Entsendung von Truppen von den führenden europäischen Politikern und sogar von der NATO selbst untereinander abgestimmt.
Also ist das Ausmaß der Gewalt, das Nachdenken über Gewalt, die Vorbereitung auf Gewalt oder die Möglichkeit, dass Gewalt zu einem Teil unseres Alltags wird, ist also ein greifbarer Prozess in Europa. Dies ist ein großes Problem.
Die Europäische Union wurde im Interesse des Friedens geschaffen. Die erste Aufgabe der Europäischen Union ist also der Frieden, und ihre zweite Aufgabe ist der Wohlstand. Diese beiden Dinge sollte sie den Ländern geben, die ihr beigetreten sind. Deshalb sind wir beigetreten, das war der Sinn. Wenn man gesagt hätte, dass die Europäische Union weder Frieden noch Wohlstand bringen würde, wie dies heute der Fall ist, dann wären wahrscheinlich viele Länder der Europäischen Union nicht beigetreten, aber wir glaubten und glauben immer noch, dass Europa gleichbedeutend mit Frieden und Wohlstand ist. Nach einem solchen Attentat (gegen Robert Fico) braucht es einen starken Glauben, um diese Überzeugung auch weiterhin aufrechtzuerhalten.
Unsere Aufgabe ist es, zu versuchen, das Ausmaß der Gewalt im Alltag und die Kriegsgefahr im politischen Leben zu begrenzen.
- Inwiefern ändert dies etwas an der Bedeutung der Wahlen vom 9. Juni oder auch an der Art und Weise, wie die angestrebten Ziele erreicht werden können?
Wir müssen wissen, dass wir auch schon bisher nicht viele waren, die sich für den Frieden ausgesprochen haben, ich kann den Heiligen Vater erwähnen, den Vatikan, aber sie stimmen nicht in der europäischen Politik ab; uns selbst und natürlich die Slowakei, die zu uns in der friedensfreundlichen Richtung aufgeschlossen hat. Nun ist einer von ihnen ausgeschieden, was bedeutet, dass wir mit doppelter Kraft arbeiten müssen. Meine Arbeit wird auch in Brüssel erschwert, wenn ich in Debatten mit kriegsbefürwortenden Politikern kämpfen muss. Das Wichtigste ist, keine Angst zu haben, also sollten die Friedensbefürworter keinen Schreck bekommen. Hinter den kriegsbefürwortenden Politikern, hinter der kriegsbefürwortenden Haltung im Allgemeinen, stehen große Kräfte, vom Soros-Imperium bis zur Rüstungsindustrie, den Kreditgebern, mit anderen Worten die großen Chefs und die großen Machtzentren, die ein Interesse daran haben, dass dieser Krieg fortgesetzt und sogar ausgeweitet wird.
- Innerhalb weniger Tage Alex Soros als auch US-Außenminister Antony Blinken Kiew besuchten, während der Rat der Europäischen Union endgültig die Zahlungen des 50-Milliarden-Euro-Pakets für die Ukraine genehmigt hat. Es scheint also, als ob die Unterstützung für die Ukraine nun wieder verstärkt wird bzw. der Wille dazu vorhanden ist. Was könnte der Grund dafür sein?
Die Kriegsbefürworter verhandeln miteinander, deshalb sind der Chef des Soros-Imperiums und der US-Außenminister nach Kiew gereist, und sie wollen immer mehr Geld geben. In der NATO wird eine ukrainische Mission organisiert, eine NATO-ukrainische Mission. Man bekommt allein schon eine Gänsehaut, wenn man den Begriff NATO-Mission in der Ukraine hört, denn die NATO ist keine Wohltätigkeitsorganisation oder ein Friedenskorps, und wenn sie anfängt, über eine Mission irgendwo nachzudenken, dann pflegt das in der Regel kein gutes Ende zu nehmen.
Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis, sie sollte nicht an Missionen denken. Ein Verteidigungsbündnis ist dafür da, dass diejenigen, die sich zusammengeschlossen haben, um sich selbst und einander zu verteidigen, sich um die Verteidigung kümmern, sich aber nicht den Kopf über militärische Einsätze außerhalb des Hoheitsgebiets der NATO-Länder zerbrechen,
ja auch nicht über deren Planung, so wie das gegenwärtig stattfindet. Wir müssen ernsthafte Anstrengungen unternehmen, damit ich nicht zulasse, dass Ungarn in die NATO-Mission in der Ukraine hineingezogen wird.
Es gibt einen Vorschlag innerhalb der NATO, dass wir im Rahmen dieser Mission 100 Milliarden Dollar zusammenlegen und den Krieg weiter finanzieren. Das wird uns kaputtmachen. Das Wichtigste sind jetzt natürlich die Menschenleben, und
der ungarische Standpunkt ist, dass es keine Lösung für diesen Krieg auf dem Schlachtfeld gibt,
denn die Verlängerung des Krieges ist gleichbedeutend mit der Verlängerung des Leidens, und eine Lösung kann nur am Verhandlungstisch und in einem Waffenstillstand gefunden werden, und die Politiker müssen die Steuerung der Ereignisse von den Generälen zurückerlangen.
Lassen Sie die Diplomaten an die Stelle der Soldaten treten, das ist unserer Meinung nach die Lösung. Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament geht es um die Stimme, das Gewicht und den Einfluss dieser Meinung. Das ist die Situation in diesem Moment. Und über die Menschenleben hinaus leidet auch die Wirtschaft, denn die Menschen in Ungarn wissen, dass der Krieg nicht nur Menschenleben wegnimmt, was natürlich ziemlich schrecklich ist, sondern gegebenenfalls auch den Sinn der Arbeit von Generationen zerstört, weil er auch die Wirtschaft zerstört, in einer solchen Situation reißt das Wasser alles mit sich, aber wir müssen gar nicht über solch dramatische Perspektiven nachdenken. Es genügt, wenn wir in die Geschäfte gehen und uns die Preise ansehen, nun, da sehen wir überall Kriegspreise. Was wir sehen, ist in ganz Europa nicht das Preisniveau, das für Friedenszeiten typisch ist. Im Krieg verteuert sich alles, Kredite werden teurer, die Energiekosten steigen, die Transportkosten steigen, die Unternehmer arbeiten mit höheren Sicherheitsmargen, und den Preis für all das zahlen die Menschen in Europa. Es ist im Interesse Europas, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, anstatt eine Lösung auf dem Schlachtfeld zu erzwingen, was meiner Meinung nach aussichtslos ist.
Es ist schwierig, in diesem Genre einen Maßstab zu setzen, aber wenn ich sage, dass der NATO-Generalsekretär noch vor den Europawahlen nach Ungarn kommt, dann veranschaulicht das vielleicht die Situation gut.
Ministerpräsident Viktor Orbán wurde von Zsolt Törőcsik am 17. Mai 2024 für die Sendung „Jó reggelt Magyarország “ von Kossuth Rádió interviewt. Auszug aus dem Interview .