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Radikal böse

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2. Mai 2024 Magyar Hírlap von Károly Szerencsés

Das deutsche Volk verabschiedet sich bar jeder Sentimentalität von der heutigen Zivilisation und vertraut auf die Geburt einer neuen Kultur; das russische Volk schützt demütig die seinige und baut eine neue Weltordnung auf. Um jeden Preis. Werden die beiden wieder aufeinanderprallen?

Die Deutschen

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde alles Deutsche von den Siegern und denen, die sich an die Sieger anlehnten, stigmatisiert. Das deutsche Volk wurde mit allen negativen Eigenschaften ausgestattet, die es nur geben konnte, und die positiven, die man nicht abstreiten konnte – Pünktlichkeit, Fleiß, Durchhaltevermögen – wurden lächerlich gemacht oder verschwiegen.

Die Deutschen haben sehr darum gekämpft, dieses Stigma loszuwerden, aber es ist ihnen nie gelungen. Man wollte es nicht zulassen. Hinzu kam, dass die Teilung das gegenseitige Stigma verstärkte. Der „Westdeutsche“ konnte dem Nazi-Stigma nicht entkommen, und der „Ostdeutsche“ wurde auch noch mit dem kommunistischen Stigma behaftet. Gestapo und Stasi.

Bis zur deutschen Wiedervereinigung änderte sich die Situation kaum. Im Westen konnte man sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und der Wiederherstellung des Wohlstandes trösten. Es gab ihn nicht umsonst, viel Arbeit, Wille und Überlegung waren nötig, denn Westdeutschland blieb in der Weltwirtschaft zunächst bei vielen Indikatoren hinter den Vereinigten Staaten zurück und konkurrierte mit Japan, das ebenfalls eine verheerende Niederlage im Zweiten Weltkrieg erlitten
hatte. Das Aufholen war eine große Genugtuung, ebenso wie die Tatsache, dass das Land auf der Ebene des Scheins rehabilitiert, in die NATO aufgenommen und zu einem Pfeiler der Europäischen Union wurde. Die amerikanische Besatzung blieb erhalten.

Einige der führenden Politiker des Landes sahen es als an der Zeit an, das alte Stigma endlich zu beseitigen. Mit allen Mitteln. Die Außenpolitik wurde mit der Wirtschaft gemacht. Die Einführung des Euro diente ebenso diesem Zweck. Deutsche Technologie und Arbeitsintelligenz plus russische Rohstoffe und Energie gleich neue deutsche Vorherrschaft in Europa.

Das war bestimmten Kreisen irgendwann zu viel.

Sie begannen, auf den Polen und den Ukrainern herumzuhacken. Diese legten von Zeit zu Zeit die Pipelines still, verlangten unmögliche Transitgebühren usw. Die Deutschen bauten (zusammen mit den Russen) die Unterwasser-Gaspipeline (Nord-Stream). Dann begannen die „Irgendwelchen“ an der zweiten Front den Energiekrieg. Etwa zu dieser Zeit begann auch die große Völkerwanderung.

Die Deutschen sahen darin eine Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: ihr Stigma für immer zu beseitigen und von den billigen Arbeitskräften zu profitieren. Willkommenskultur. Sie werden damit schon rechtzeitig aufhören, und dann werden sie stark genug sein. Dann brach der Krieg zwischen Russland und der Ukraine aus. Die Sanktionen kamen. Die Nord-Stream-Pipeline wurde in die Luft gejagt.

Selbst um den Preis ihrer nationalen Existenz oder gar des „Untergangs“ der Zivilisation. Sie haben keine Ahnung, wie sehr Spenglers These vom Tod der Kulturen in ihrem Wesen verankert ist. Zum Teufel mit dieser Kultur, das Volk lebt weiter, wird ein neues Volk, verschmilzt mit den Neuankömmlingen und schafft sich eine neue Kultur.

Die Russen

Nach dem ersten großen Kalten Krieg wurde alles, was russisch war, von den Siegern und denen, die sich an die Sieger hielten, stigmatisiert. Das russische Volk wurde mit allen negativen Eigenschaften ausgestattet, und die positiven, die man nicht verwerfen konnte – Demut, Gemeinschaftssinn, Selbstbewusstsein – wurden verspottet oder totgeschwiegen.

In dem Chaos, das auf den Zusammenbruch der Sowjetunion folgte, wurde Russland in eine tiefe Krise des nationalen Selbstwertgefühls gestürzt.

Dutzende Millionen Russen wurden Fremdherrschaft unterworfen, und viele der Gebiete, mit denen das russische Selbstwertgefühl am engsten verbunden war, wurden annektiert. Zum Beispiel die Halbinsel Krim.

Vielerorts (in den baltischen Staaten) wurde den Russen die Staatsbürgerschaft verweigert, und in der Ukraine wurde nach der russischen Annexion der Krim ein regelrechter Vernichtungsfeldzug gegen ihre eigenen (russischsprachigen) Bürger geführt.

Die Situation hat sich bis 2022 kaum verändert. In Hollywood-Filmen waren die Russen die „radikalen Bösewichte“, Massenmörder, Spione, Mafiosi. Die Russen haben versucht, diese Stigmata loszuwerden, aber es ist ihnen nicht wirklich gelungen. Selbst unter Jelzin und in der Anfangszeit unter Putin schien der „westliche“ Weg der russischen Geschichte, der einst mit Zar Peter dem Großen begonnen hatte, in vollem Gange zu sein. Russland unterwarf sich dem westlichen
Kapitalismus und der Globalisierung, große Unternehmen und Unternehmensteile zogen ein, die Russen traten in die äußere Hülle der westlichen Zivilisation ein, aber wie sich herausstellte, war dies nur Schein. In den Russen blieb eine gewisse Distanz zum Westen, vor allem als sie feststellten,

In der Tat hat es im Westen immer – auch in diesem neuen Jahrhundert – eine gewisse Entfremdung, Angst und Unbehagen gegenüber den Russen gegeben. Dass sie nur scheinbar auf dem Rückzug seien. Dass sie nur vorübergehend geschwächt wären. Vielleicht ist das der Grund, warum die NATO versucht hat und versucht, sie fast hermetisch abzuschotten, Finnland und Schweden einzubeziehen, Polen und Rumänien bis an die Zähne aufzurüsten. Und um Russlands Wirtschaft zu
strangulieren. Vielleicht sind Gewissensbisse im Spiel: War es nicht ein Fehler, Moskau 1991 so schwer zu demütigen? Eine Art Ausflucht, eine Überkompensation.

Die Russen haben jedoch eine überraschende Antwort gegeben. Sie sind nicht auf dem Weg zur Selbstaufgabe. Nicht zum ersten Mal. Sie sagen, sie wollen diese westliche Zivilisation nicht. Stattdessen schaffen sie eine neue Weltordnung.

Russland verändert eine Welt, deren „westlicher“ Niedergang unvermeidlich ist. Vielleicht wird der „Westen“ versuchen, seinen totalen Untergang mit einem Krieg, einem dritten, hinauszuzögern, aber dieser Untergang ist nicht mehr zu verhindern.

Dieser Gedankenansatz ist tief in der russischen Weltanschauung verwurzelt. Wie Dostojewski in seiner Rede 1880 bei einer schwülheißen Zusammenkunft im Saal der Adelsversammlung sagte: Wir machen uns auf den Weg, um unser Glück zu suchen, „nicht nur für uns selbst, sondern für die ganze Menschheit, denn der russische Wanderer will die ganze Menschheit glücklich sehen, damit er sicher sein kann, dass er sich nicht mit weniger zufrieden geben wird.“ Die Zeitgenossen sahen diesen „russischen Wanderer“ als eine Art Sozialist. Aber auch der ungarische Literaturwissenschaftler Antal Szerb zitiert diese berühmte Rede. Ein wahrer Russe zu sein, ein richtiger Russe zu sein, bedeutet, der Bruder aller Menschen zu sein, oder, wenn Sie so wollen, ein universeller Mensch zu sein.“ So primitiv dieser Gedanke auch ist, ich kann die Jahrzehnte des „Sowjetmenschen“ davon nicht abschütteln, auch nicht hier in Russland. Wie schrieb es die Prawda am 1. Januar 1941? „Wer weiß, wo wir in fünf oder zehn Jahren das neue Jahr verbringen werden: in welcher Zone, in welchem sowjetischen Südkreis?“ Wenn auch nicht im Wendekreis des Krebses, aber sie haben das Neujahr einige Jahre später im zerstörten Berlin, Warschau und Budapest
verbracht.

Fazit

Wer dafür mehr verantwortlich war, die Deutschen oder die Russen, muss der Leser entscheiden. Es lebte einmal ein Mann namens Trotzki, der sagte, „ohne Stalin hätte es keinen Hitler gegeben“.

Es ist nicht schwer für sie, aber wir müssen irgendwo außerhalb nach den Anstiftern suchen. Das Anstiften darf ihnen auf keinen Fall gelingen! Ich vertraue darauf, dass die Zeiten jetzt anders sind. Es hat nie gestimmt, dass die Deutschen mit Hitler (Nationalsozialismus) und die Russen mit Stalin (Kommunismus) identisch sind, aber es stimmt, dass sich beide Völker durch geschickte Tricks leicht zu unerträglichen Zielen und Ambitionen aufstacheln lassen. Für die Aufwiegler ist nichts zu teuer. Das wirklich „radikal Böse“ ist immer irgendwo außerhalb der Reichweite. Aber gibt es einen solchen Punkt noch auf unserem wunderschönen Planeten?

Autor, Dr. Károly Szerencsés ist Universitätsprofessor, Historiker

Deutsche Übersetzung von Dr. Andrea Martin

MAGYARUL: https://www.magyarhirlap.hu/velemeny/20240412-radikalis-rossz

Quelle

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Halbe Milliarde für Digitalisierung an Schulen

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3. Mai 2024 Monatsbrief Ungarn

Rund 200.000 weitere Notebooks sollen Grund- und Mittelschulen noch zusätzlich zur Verfügung gestellt werden – das kündigte der zuständige Staatssekretär im Innenministerium am Montag, den 22. April, auf einer Pressekonferenz in der ungarischen Hauptstadt an.

Damit verdoppele sich die Anzahl der Schüler, welche nun mit moderner Technik lernen könnten, knapp auf insgesamt 450.000 Schüler. Das bereits mehrjährige Projekt ist Teil eines weitreichenden Modernisierungsprogramms, welches das Ziel verfolgt, langfristig das vernachlässigte ungarische Bildungssystem auf den neuesten Stand zu bringen.

Gleichzeitig werde die Regierung die Löhne von Pädagogen binnen vier Jahren um 93,5 Prozent erhöhen. Zu Jahresbeginn hatten sie bereits 32 Prozent erhalten, 2025 sollen weitere 21 folgen. Die Kosten für all dies stemme die ungarische Wirtschaft allein, da die EU-Gelder aus Brüssel weiterhin ausbleiben. Zwar lobte der Staatssekretär die ungarische Wirtschaft, welche es zustande bringe, trotz Krieg und Sanktionen solch umfangreiche Reformen zu stemmen, betonte jedoch auch, dass man weiterhin auf die Freigabe der Gelder vertraue.

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