Der folgende Artikel, geschrieben von László Földi, erschien am 11. Februar 2022 in der ungarischen Tageszeitung Magyar Nemzet.
Die Tatsache, dass mit Deutschland etwas nicht stimmt, wird immer deutlicher. In einem Land mit mehr als 80 Millionen Einwohnern gibt es ernste Probleme und weniger lösbare Situationen zu bewältigen. Und als ob das noch nicht genug wäre, öffnet sich eine gähnende Kluft zwischen der politischen Führung und der Masse der Wähler. Warum, wie und was ist der Ausweg?
Machen wir anstelle einer eingehenden Analyse lieber eine Bestandsaufnahme der Anomalien, oder, um es deutlicher zu sagen, der fast schon unverständlichen Lebenssituationen.
Über die Folgen der 2015 eingeleiteten Politik der „offenen Grenzen“ braucht man gar nicht erst zu diskutieren, denn man muss sich nur die Landkarte Deutschlands ansehen, und es gibt kaum ein Gebiet – vor allem im Bereich der ehemaligen DDR -, in dem nicht eine Fülle von Problemen durch sich illegal im Land aufhaltende Personen entstanden ist.
Im Mittelpunkt dieses grundlegenden und ungelösten Spannungsverhältnisses steht die Tatsache, dass Neuankömmlinge auf keiner Ebene integriert werden können und nicht das Gefühl haben, dass sie die legitimen Erwartungen der Aufnahmegesellschaft erfüllen sollten. Sie erzwingen die Koexistenz verschiedener Welten, verschiedener Kulturen, mit wenig Erfolg.
Der Grund dafür ist fast immer derselbe. Sie vergiften die heranwachsenden Generationen mit dem Glauben, dass die Deutschen aufgrund ihrer historischen „Schuld“ bis heute alles ertragen müssen. Aber es geht um eine ganz andere Sache, aus der auch andere Länder lernen können. Wir haben es hier mit einem manipulierten Fall von innerem Werteverlust zu tun, bei dem ein zuvor stabiles oder normales Leben in irrationale Umstände gezwungen wird.
Die Amoralität der deutschen Krise wird durch zwei weitere Beispiele perfekt illustriert, aus denen hervorgeht, wie achtzig Millionen intelligente Menschen in einen Zustand des gespaltenen Bewusstseins versetzt wurden. Das erste, fast unverständliche Beispiel wurde durch eine schockierende politische Logik ausgelöst. In den letzten Tagen hat die Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDU) eine interne Debatte darüber begonnen, ob sie ihren Namen ändern sollte, weil sie der Meinung ist, dass der christliche Zusatz im Parteinamen nicht attraktiv genug für die Wählerschaft ist. Dass der Name einer Partei nicht eine Frage des Inhalts, sondern der Form ist, ist selbst in der manchmal entarteten Welt des 21. Jahrhunderts überraschend. Der Hintergrund ihres Vorschlags ist, dass die CDU-Parteiführung einen verzweifelten Kampf führt, um sich ihre eigenen politischen Optionen offen zu halten. Sie haben kein Problem damit, im Gegenzug ihre Parteiidentität zu ändern. Karriere und Position haben Vorrang vor allem anderen. Es kommt ihnen nicht einmal in den Sinn, zu gehen und ihren Platz denjenigen zu überlassen, die noch die Kraft haben, jahrzehntelange Prinzipien aufrechtzuerhalten. Ihr Glaube an die eigene Überlegenheit ist so tiefgreifend und natürlich so reuelos, dass die Interessen der anderen – ihrer Parteimitglieder – für sie keine Rolle spielen.
Bis zu einem gewissen Grad – als zweites Beispiel – ist die Desertion von Parteisoldaten mit dem Verlust der Glaubwürdigkeit der deutschen katholischen Kirche verbunden. Wenn die internen Probleme der katholischen Kirche im Allgemeinen in den Vordergrund treten, erhält die deutsche Kirche inmitten der vernichtenden Analysen viel Aufmerksamkeit. Zunehmend wird die Vision einer Glaubensspaltung, interner ethischer Fragen oder u.a. die geringere Attraktivität des Priesterberufs ins Gespräch gebracht.
Das Hauptargument, das von gut informierten Kommentatoren vorgebracht wird, ist, dass der Rückgang der Zahl der Gläubigen auf den sich verschlechternden moralischen Zustand der Priester in der Kirche zurückzuführen ist, wobei vor allem die Pädophilie des Klerus der Hauptgrund für den Mangel an Gläubigen ist.
Analysieren wir diesen Ansatz ein wenig, denn es gibt keine klerikale Pädophilie, genauso wenig wie es eine Pädophilie bei Lehrern, Trainern, Ärzten oder sogar Eltern gibt. Es gibt nur Kindesmissbrauch, der von degenerierten Menschen begangen wird. Der Begriff „klerikale Pädophilie“ wird häufig von denjenigen verwendet, die nicht nur an der Abschaffung der Religion interessiert sind, sondern auch dieselbe perverse Ideologie vertreten, die die LGBTQ-Welt repräsentiert. Der Ausweg aus dem Glaubensverlust liegt also nicht in der Selbstprüfung der Kirche, sondern in einer umfassenden Neudefinition der Gesellschaft. Was sollte getan oder nicht getan werden, oder besser gesagt, was sollte von den fast täglich wechselnden ideologischen Strömungen akzeptiert werden? Einfach ausgedrückt: Das Wiederaufleben der Normalität kann die Menschen zu den echten Werten zurückführen, wie zum Beispiel zum Gottesdienst in einer Kirche. Der sexuelle Schutz von Kindern ist eine der Aufgaben, die niemals aufgegeben werden darf, vor allem nicht von den Eltern, aber auch nicht von der Gesellschaft als Ganzes.
Wenn es uns gelingt, die künstlich geschaffene Quelle der Verderbnis des menschlichen Lebens zu beseitigen und die Verderber zu fassen, wird die Ordnung schnell wiederhergestellt. Auch auf deutschem Boden kann der Weg für eine Rückkehr zu einem normalen, auf Traditionen beruhenden Leben geöffnet werden.
Denn nicht die Kirche und nicht die gläubigen Menschen sind die Ursache der Situation. Folglich sind es nicht unsere Gesellschaften, unsere heutigen Generationen oder der Mensch des 21. Jahrhunderts im Allgemeinen, die in die Irre gehen, sondern wir sind die Opfer eines bewussten Angriffs, einer Krankheit, die sich von Land zu Land ausbreitet und die, heute in Deutschland, morgen überall auftauchen und das jahrhundertealte System der Normalität aufbrechen könnte. Bei einer Parteiorganisation geht es nicht darum – und das nicht nur in Deutschland – die Interessen ihrer Führer zu vertreten, die ansonsten bereit sind, ihre Anhänger und ihre einstigen Ideale im Stich zu lassen. Bei dieser Art von Führungsmentalität ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Menschen von den Traditionen und Werten des christlichen Europas abwenden und ihren Glauben verlieren. Es ist unerträglich, dass die heranwachsenden Generationen, die aufgrund ihres Alters für alles empfänglich sind, mit einer Sichtweise konfrontiert werden, die nichts mit der wahren Realität des Menschen zu tun hat.
Die Menschen im Allgemeinen können aufgrund der Hoffnungslosigkeit ihres individuellen Lebens den Verfechtern des Unglaubens zum Opfer fallen. Glaube und religiöse Identifikation sind eine Sache der individuellen Entscheidung, die wir frei treffen können. Niemand kann gezwungen werden, genauso wenig wie jemand das Mandat hat, einem Menschen seine Menschlichkeit zu nehmen, um eine Vision einer amorphen Welt zu schaffen. Deutschland ist heute ein Beispiel für die falsche Richtung. Gleichzeitig ist unser Selbstverständnis keine Reihe von schlechten oder guten Beispielen, sondern eine normale Weltsicht, die auf der Kraft des gesunden Menschenverstands beruht. Unsere Aufgabe als – manchmal immer einsamer werdende – Ungarn am Fuße der Karpaten sollte nicht darin bestehen, ein Beispiel zu geben, sondern ein Beispiel zu setzen.
Der Autor ist Nachrichtendienstexperte und Vorsitzender des Kuratoriums der Safe Society Foundation.
Titelbild: Proteste am 20. September 2020 in München, die illegalen Einwanderer in Auffanglagern in Griechenland nach Deutschland zu lassen. (Foto: MTI/EPA/Alexander Beche)