Das Handelsblatt berichtete am Dienstag, dass der Stand der Erdgasspeicher in Deutschland einen kritischen Wert von 37 Prozent erreicht hat, wie das Handelsblatt am Dienstag berichtete. Die deutsche Wirtschaftszeitung zitiert Sebastian Bleschke, Geschäftsführer der Initiative Energien Speichern (INES), einem Zusammenschluss von Speicherbetreibern, mit den Worten, dass die von der Bundesregierung festgelegten Indikatoren „im roten Bereich“ lägen, was bedeute, dass Anfang Februar „die für die Absicherung von Risikoszenarien erforderlichen Speicherzielwerte unterschritten wurden“. INES beruft sich auf ein Gutachten, das die Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums 2015 erstellt hat.
Darin zeigten die Autoren, dass am 1. Februar ein Speicherfüllstand von 40 Prozent erforderlich wäre, damit Deutschland sieben Tage mit extremer Kälte überstehen könnte. Um eine 30-tägige Frostperiode zu überstehen, ist ein Speicherstand von 50 Prozent erforderlich, und ein Speicherstand von 60 Prozent ist notwendig, damit Deutschland einen einmonatigen Ausfall der russischen Gaslieferungen aufgrund eines politischen Konflikts ohne Unterbrechung der Versorgung überstehen kann. Bis zum 1. Februar war keines dieser Ziele erreicht worden, so das Handelsblatt. Schon vor Beginn der Heizperiode im Herbst lagen die Speicherstände deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von rund 85 Prozent. Der Hauptgrund dafür dürfte sein, dass die Importeure die hohen Gaspreise nicht bezahlen wollten und deshalb ihre Lagerhaltung einschränkten. Darüber hinaus hatte Russland aufgrund von technischen Störungen bei der Gasproduktion Lieferprobleme.
In einer schwierigen Situation
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erklärte Ende Januar vor dem Bundestag, dass sich Deutschland in einer schwierigen Situation befinde und betonte, dass sich dies nicht wiederholen dürfe. Er sagte, es müssten neue Regeln aufgestellt werden, um sicherzustellen, dass immer genügend Gas in den Speichern vorhanden ist. Es werden zwei mögliche Lösungen skizziert. Eine davon ist die Anhäufung staatlicher strategischer Erdgasreserven, ähnlich wie bei den strategischen Ölreserven. Die andere besteht darin, den Marktteilnehmern Kaufverpflichtungen aufzuerlegen. Dies wird von INES befürwortet und wäre laut Sebastian Bleschke ein „kostengünstigerer“ Weg, um eine ausreichende Befüllung der Gasspeicher zu gewährleisten.
Die Idee ist, die Verpflichtung einzuführen, kurz vor Beginn der Heizsaison im Herbst ein bestimmtes Niveau der Gasspeicher zu erreichen. Die Importeure wären dann verpflichtet, ausreichend Gas zu kaufen. Unabhängig davon, für welche Option sich das Wirtschaftsministerium letztendlich entscheidet, werden die Auswirkungen erst im Winter 2022/2023 zu spüren sein, so das Handelsblatt. Gleichzeitig hoffen Experten, dass Flüssigerdgas (LNG) zur Verbesserung der Versorgungslage beitragen könnte. Wolfgang Peters, Leiter des Beratungsunternehmens The Gas Value Chain Company, sagte, es sei ein „weit verbreiteter Irrglaube“, dass Deutschland von russischen Gaslieferungen abhängig sei. Er sagt, dass diejenigen, die dies bestreiten, den LNG-Markt völlig ignorieren.
„Natürlich kann man sich angesichts der Entwicklungen nicht entspannt zurücklehnen, aber eine akute Bedrohung der Gasversorgung sehe ich nicht.“
– sagte er.
Saisonale Schwankungen
Er wies darauf hin, dass die globalen Marktmechanismen funktionieren und jährlich 500 Milliarden Kubikmeter LNG zur Verfügung stehen. Sollte die EU boykottieren oder Russland die Gaslieferungen einstellen, könnten die europäischen Betreiber LNG kaufen. Natürlich wäre dies „teuer“, aber LNG ist immer noch eine „Backup-Option“, um die Versorgung sicherzustellen. Die europäischen LNG-Terminals haben eine Kapazität von 220 Mrd. m3/Jahr, während Russland 170 Mrd. m3/Jahr Gas in die EU liefert. Diese beiden Zahlen verdeutlichen, dass „russische Lieferungen vollständig durch LNG ersetzt werden können“ und dass LNG kurzfristig geliefert werden kann, erklärte der Analyst.
Deutschland verfügt nur über wenige eigene Gasvorkommen, und nur etwa ein Zehntel des Verbrauchs wird durch die heimische Produktion gedeckt, so dass das Land hauptsächlich auf Importe und Speicher angewiesen ist, um saisonale Verbrauchsschwankungen auszugleichen. Nach Angaben von INES beträgt die Gesamtkapazität der deutschen Gasspeicher rund 23 Milliarden Kubikmeter Gas. Damit liegt Deutschland in der Weltrangliste der Länder mit der größten Speicherkapazität an vierter Stelle, hinter den Vereinigten Staaten, der Ukraine und Russland. Deutschland verfügt über etwa ein Viertel der Gasspeicherkapazität der Europäischen Union. Damit verfügt Deutschland über die größte Gasspeicherkapazität aller EU-Mitgliedstaaten.
(Quelle: MTI, vdtablog.hu ; Titelbild: Pixabay)