Die aufkommende Biotechnologie markiert einen Wendepunkt in der Sicherheitspolitik der USA. Es deutet das Aufkommen eines neuen geopolitischen Wettlaufs an, in dem es nicht mehr nur um Raketen, Chips oder künstliche Intelligenz geht, sondern um Biotechnologie als strategisches Machtinstrument. Gleichzeitig kann die Biotechnologie in den falschen Händen zu einer Waffe werden, aber wenn sie richtig gehandhabt wird, kann sie zu wirtschaftlicher und militärischer Überlegenheit führen.
Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte konkurrieren die Vereinigten Staaten mit einem Rivalen um eine neue Form der Technologie, die enormen Reichtum schafft, aber auch zur Entwicklung mächtiger Waffen genutzt werden kann. Das gilt vor allem für China, das immer wieder als spezifischer Herausforderer gesehen wird. Besonders brisant ist das Szenario der „genetisch verbesserten Soldaten“, das bisher der Science-Fiction vorbehalten war, nun aber als reale Chance für die strategische Planung erscheint.
Schutz, Gesundheit, Landwirtschaft, Energie, Produktion – die Biotechnologie kann etwas bewirken. Dies kann genutzt werden, um ganze Volkswirtschaften und Gesellschaften zu stabilisieren und zu destabilisieren. Man spricht dann von Dual-Use-Fähigkeit, also einer Technologie, die sowohl zivilen als auch militärischen Zwecken dienen kann.
Genau dieser Aspekt könnte ethische und politische Fragen aufwerfen. Die Betonung liegt jedoch klar auf dem Erhalt der amerikanischen Dominanz: Wer das „Innovationsrennen gewinnt, gewinnt die eigentlichen Kriege“.
Diese technokratische Sichtweise lässt wenig Raum für Debatten über Selbstbestimmung, Privatsphäre oder Kontrolle. Unklar ist auch, wie sich dieses Denken mit internationalen Normen und Menschenrechten vereinbaren lässt. Um die führende Rolle in der Biotechnologie zu sichern, bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen Regierung, Militär und Privatwirtschaft.
Fazit: Biotechnologie als neue geopolitische Vorherrschaft an vorderster Front
Das Vorgehen offenbart einen grundlegenden Wandel im sicherheitspolitischen Denken der Vereinigten Staaten. Biotechnologie wird nicht nur als wissenschaftliches oder wirtschaftliches Thema behandelt, sondern als Schlüsseltechnologie zur Aufrechterhaltung globaler Machtverhältnisse. Der Ton ist klar: Wenn man in der Biotechnologie zurückfällt, verliert man geopolitisch.
Diese Haltung wirft besorgniserregende Fragen auf. Die Debatte in den USA betont zwar die Gefahren autoritärer Staaten wie China, beantwortet aber immer noch nicht die Frage, welche Grenzen sich demokratische Staaten selbst auferlegen wollen, wenn sie in den gleichen Wettbewerb treten. Ohne eine breite gesellschaftliche Debatte droht die Biotechnologie zur nächsten Stufe der technokratisch legitimierten Kontrollgesellschaft zu werden und verheerende Folgen für die Freiheit, Würde und Sicherheit des Individuums zu haben.
Übersetzt und bearbeitet von John Belgen