Wenn die Nacht in den Straßen von Johannesburgs reichstem Bezirk hereinbricht, wird die Dunkelheit von den blinkenden Lichtern hochmotorisierter Patrouillenfahrzeuge durchbrochen. Darin sitzen bewaffnete Männer, die für Ordnung sorgen. Doch sie wurden nicht von der Polizei, dem Militär oder einer anderen offiziellen Behörde in den Dienst gerufen. Sie sind Vertreter einer Branche, die in Südafrika zunehmend wächst: der privaten Sicherheitsdienste.
Seit Jahrzehnten wird das Land von steigenden Raten von Autodiebstählen, bewaffneten Raubüberfällen und Morden heimgesucht. Angesichts der höchsten Mordrate seit 20 Jahren und der zunehmenden Entführungen von wohlhabenden Geschäftsleuten, die sich hohe Lösegeldforderungen leisten können, greifen immer mehr Menschen auf private Sicherheitskräfte zurück. Parallel dazu quittieren immer mehr Polizisten ihren Dienst und wechseln zu privaten Sicherheitsunternehmen. Diese Entwicklung spiegelt den Niedergang des staatlichen Monopols auf Strafverfolgung wider.
Im Vergleich zu 150.000 Polizisten gibt es 2,7 Millionen registrierte private Sicherheitskräfte – fünfmal mehr als im Jahr 2017. Die Aufgaben der privaten Sicherheitsunternehmen decken das gesamte Spektrum der Schutzmaßnahmen ab. Reiche Kunden sind bereit, monatlich 100.000 Rand (5535 USD) für Bodyguards zu zahlen, was mehr als dem Dreifachen des landesweiten Durchschnittsgehalts entspricht. Das in Johannesburg ansässige Unternehmen „Rand Water“ beauftragt private Sicherheitsfirmen, um ihre Rohrleitungen vor illegalen Goldschürfern zu schützen. Einige dieser Unternehmen verfügen über mehr Schusswaffen als die Polizei, und ein ausgebildeter Mitarbeiter ist besser ausgerüstet als ein Soldat der südafrikanischen Armee.
Übersetzt und bearbeitet von Alex Kada