Immer mehr Stimmen schlagen Alarm hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit Europas – und das nicht ohne Grund. Der Kontinent ist seit Jahrzehnten von übermäßiger Regulierung, inneren Spannungen und schlechten wirtschaftspolitischen Entscheidungen geprägt. Die geringe Produktivitätssteigerung und das relativ schwache Innovationspotenzial europäischer Unternehmen haben dazu geführt, dass Europa gegenüber den USA und China in einen fast uneinholbaren Rückstand geraten ist.
In mehreren Bereichen ist der Rückstand erheblich. Besonders spürbar ist dies bei der Beschäftigung: In den letzten vier Jahren sind fast eine Million Arbeitsplätze in der europäischen verarbeitenden Industrie verloren gegangen. Diese negativen Entwicklungen zeigen sich auch im Bereich neuer Investitionen. Es ist nicht verwunderlich, dass die Faktoren, die Investoren am meisten beeinflussen, derzeit nicht für Europa sprechen. Laut einem Bericht der Internationalen Energieagentur war der Strompreis in der EU im vergangenen Jahr fast doppelt so hoch wie in den USA und China. Dieser Trend stellt insbesondere für energieintensive Industrien einen erheblichen Wettbewerbsnachteil dar. Der Energiemangel zwang Deutschland beispielsweise im letzten Herbst dazu, zuvor stillgelegte Kohlekraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen, um den Energiebedarf des Landes während des Winters zu decken. Dies stellte jedoch einen erheblichen Rückschritt bei der Erreichung der Klimaziele dar.
Darüber hinaus behindern die in den letzten Jahrzehnten aufgeschobenen Infrastrukturentwicklungen sowie die unklare europäische Industriepolitik den Erfolg der Investitionsförderung. Dabei zeigen die FDI-Trends, dass die Welle von Megaprojekten – also Investitionen mit einem Kapitalaufwand von mindestens einer Milliarde Dollar – nicht nachgelassen hat. Im ersten Halbjahr 2024 wurden weltweit 85 neue Megaprojekte verzeichnet, die meisten davon außerhalb Europas.
Übersetzt und bearbeitet von Alex Kada