8. Februar 2025 Interview mit Viktor Orbán in der Sendung von „Rádió Kossuth“, 31. 01. 2025
„Ich sehe also doch Anzeichen dafür, dass die Deutschen in einem bestimmten Moment das Heft in die Hand nehmen, noch nicht bei der Wirtschaft, aber bei der Flüchtlingsfrage oder bei der Migration bereits schon. Und es wird der Moment kommen, an dem sie meiner Ansicht nach auch in der Wirtschaft rebellieren werden, aber bis dahin kann ich leider nichts Gutes sagen.„
- Lassen Sie uns auch über die Bedrohungen sprechen, die auf das Wirtschaftswachstum lauern. Die ungarische Wirtschaft wächst, während die deutsche Wirtschaft schrumpft, und in Berlin wurden die Erwartungen für dieses Jahr deutlich zurückgeschraubt, und die Financial Times hat berichtet, dass Volkswagen offen dafür ist, dass chinesische Autohersteller seine überschüssigen europäischen Produktionskapazitäten übernehmen. Wie könnte sich die Schwäche der deutschen Wirtschaft oder der Zustand der europäischen Wirtschaft auf die Wirtschaftsleistung Ungarns auswirken?
Viktor Orbán: Lassen Sie uns dann ein wenig über diese deutsche Situation sprechen. Man sollte die Regierung eines anderen Landes nicht qualifizieren, weil das nur böses Blut hervorruft. Vor allem, wenn sie größer ist als man selbst, und aus Versehen eine Ohrfeige fällt, tut das niemandem gut. Und doch holt der deutsche Bär weit aus, also bin ich vorsichtig. Sicherlich hat jeder die Regierung, die er verdient. Und es ist zweifelsohne richtig, dass nicht zufällig in Deutschland vorgezogene Wahlen abgehalten werden.
Man kann ruhig sagen, dass vorgezogene Wahlen aufgrund von Misserfolgen abgehalten werden müssen.
Aber man muss doch sehen, dass während auch die Deutschen sicherlich Fehler machen, in Wirklichkeit es Brüssel ist, das Deutschland tatsächlich zerstört. Das anschaulichste Beispiel dafür ist eine Geschichte, die sich derzeit abspielt.
Brüssel hat unter der Berufung darauf, die europäischen Autohersteller schützen zu wollen, einen Strafzoll auf chinesische Autos verhängt. Ich habe mit der Geschäftsführung oder dem Management aller großen deutschen Automobilhersteller gesprochen, und sie haben alle dagegen protestiert. Während Brüssel also behauptet, dass es sie schützen will, führt es etwas ein, von dem sie sagen, dass es ihnen schaden wird. Wir sind in der absurden Situation, dass diese Autofabriken, diese deutschen Autohersteller, heute Brüssel verklagen, die Brüsseler Kommission, die angeblich in ihrem Interesse aufgetreten ist.
Wenn es eine derartige Wirtschaftspolitik in Brüssel gibt, dann werden die Deutschen natürlich pleitegehen.
Das hat natürlich auch auf uns Auswirkungen, aber wir können uns ja dagegen schützen können, weil die zerstörerischen Auswirkungen schlechter wirtschaftspolitischer Entscheidungen in Brüssel, wie zum Beispiel die dreizehnte Monatsrente, durch eine nationale Regierung abgefedert werden können, die es gewohnt ist zu kämpfen, so wie wir es gewohnt sind, für die nationale Unabhängigkeit zu kämpfen. Wir können und ich kann die Auswirkungen der Brüsseler Fehlentscheidungen in Ungarn auch nicht vollständig beseitigen, aber ich kann sie zu einem erheblichen Teil abfedern, und wir können immer etwas finden, um sie zu kompensieren.
Aber wer zu den Brüsselianern gehört, wie es die Deutschen traditionell sind, der hat ein Problem, wenn in Brüssel eine schlechte Wirtschaftspolitik gemacht wird, und sie können sich nicht wirklich dagegen wehren. Und der ganze Green Deal, so nennt sich das, dieser grüne Übergang, der übrigens eine gute Idee ist, die Wirtschaft grüner zu machen, gesünder zu leben, sauberere Luft und sauberes Wasser zu haben, die Umwelt nicht zu zerstören, wenn wir produzieren, sondern sie aufzubauen, das sind alles tolle Sachen, aber um solche Maßnahmen einzuführen, muss man sich mit denen abstimmen, die die Wirtschaft betreiben.
Wenn man diese Maßnahmen zum Beispiel gegen die Autofabriken, die großen Industrieunternehmen, die die Wirtschaft am Laufen halten, einführt, wird man die Wirtschaft zerstören.
Der Grüne Übergang ist ein typisches Beispiel dafür, dass etwas, das eine gute Idee ist, das in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft durchgeführt werden könnte und erfolgreich wäre, gegen die Wirtschaft durchgeführt wird, was zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist und als Nebeneffekt einige europäische Volkswirtschaften, zum Beispiel Deutschland, zerstören wird.
Nun zu den Auswirkungen in Ungarn. Natürlich bin ich kein Wahrsager oder Hellseher, aber es ist meine Aufgabe, zu versuchen, die Zukunft zu verstehen.
Wenn also die großen Staaten ihre Unabhängigkeit nicht wiedererlangen, nicht wieder in die eigenen Hände zurücknehmen, wenn sie nicht entschlossen auftreten, wenn diese brüsselianische bürokratische Elite in einer Blase sitzend die Weisheit mit großen Löffeln in Europa verteilt, und die großen Länder sich dem nicht entgegenstellen, dann gebe ich der Wirtschaft der großen europäischen Länder keine lange Zukunft, dann können wir ihr diese nicht voraussagen. Es gibt Anzeichen für eine Rebellion, denn hier muss es eine Rebellion geben, also man kann nicht mit den Brüsselern verhandeln, ich kenne sie, sie werden wiederkommen, also sie führen alle möglichen raffinierten Täuschungsmanöver durch. Also muss man dort rebellieren.
Aber jetzt haben die Deutschen zum Beispiel noch nicht angefangen, in der Wirtschaft zu rebellieren, aber sie haben angefangen, in der Migration zu rebellieren. Deshalb ist in Deutschland in den letzten Tagen etwas passiert, was wir getan haben. In den deutschen innenpolitischen Debatten haben die Linken den Konservativen auch gesagt, dass das, was ihr tut, etwas ist, was bisher nur Ungarn gewagt hat. Bravo, das stimmt auch,
sie hätten es 2016 oder 2015 tun sollen, zu Beginn der Migrationskrise, und dann wären sie nicht da, wo sie heute sind.
Es gäbe nicht die Terroranschläge, es gäbe nicht die wirtschaftliche Situation und die Belastung, die die Migration in Deutschland darstellt. Ich sehe also doch Anzeichen dafür, dass die Deutschen in einem bestimmten Moment das Heft in die Hand nehmen, noch nicht bei der Wirtschaft, aber bei der Flüchtlingsfrage oder bei der Migration bereits schon. Und es wird der Moment kommen, an dem sie meiner Ansicht nach auch in der Wirtschaft rebellieren werden, aber bis dahin kann ich leider nichts Gutes sagen.
Das ist aus dem Grund schlecht für uns, denn die meisten der in Ungarn hergestellten Produkte gehen auf den deutschen und westeuropäischen Markt. Wir dürfen diese Positionen auch nicht aufgeben, aber wir dürfen auch nicht nur auf diesem einen Bein stehen. Deshalb ist es für uns strategisch wichtig, mit den Chinesen, Südkorea, Japan, der Türkei und der arabischen Welt zusammenzuarbeiten und einen Teil der riesigen Geldmengen, die in der arabischen Welt liegen, in die ungarische Wirtschaft zu bringen. Wenn wir also in unserer westlichen Welt verhaftet bleiben, wenn wir nicht aus ihr ausbrechen, was wir Konnektivität nennen, wenn wir nicht mit anderen aufstrebenden Teilen der Welt zusammenarbeiten, die sich viel schneller entwickeln als Europa, wenn wir ihre Ressourcen nicht in die ungarische Wirtschaft integrieren, könnten wir das Nachsehen haben. Das ist es, was wir früher als Öffnung nach Osten bezeichnet haben, und es ist heute aktueller denn jemals zuvor.
Ministerpräsident Viktor Orbán wurde von Zsolt Törőcsik am 31. Januar 2025 für die Sendung „Jó reggelt Magyarország “ von Kossuth Rádió interviewt. Ein Auszug aus dem Interview .
MAGYARUL A TELJES INTERJÚ: https://miniszterelnok.hu/orban-viktor-interjuja-a-kossuth-radio-jo-reggelt-magyarorszag-cimu-musoraban-2025-01-31/