Vielleicht hätte Deutschland weniger Probleme, wenn die Bewunderer der Migranten auf die Neuankömmlinge aus ihrer eigenen Kultur zugehen und ihnen die Erwartungen des Gastlandes vermitteln würden. Die „Neuen“ müssten lernen, was Recht und Ordnung bedeutet, welche Regeln, Normen, Pflichten und Erwartungen für sie gelten.
3. Oktober 2024 Magyar Hírlap von IRÉN RAB
Am 3. Oktober feiern wir die Wiederauferstehung von Großdeutschland. Das kleine Ungarn hat sich dafür mächtig ins Zeug gelegt, hat alles Mögliche getan, und die DDR Bürger, welche nicht in ihre Heimat zurückkehren wollten, gehegt und gepflegt, an die Grenze transportiert, Zäune abgebaut und dafür die Kritik des Ostblocks und eine nicht auszuschließende sowjetische Vergeltung auf sich genommen. Vergessen wir nicht, dass im Sommer 1989 die weichgespülten Kommunisten zwar an einem runden Tisch mit der Opposition saßen, aber sie befehligten immer noch die Streitkräfte. Sie haben möglicherweise bereits an ihr Überleben und die Rettung ihrer Macht gedacht, aber ihre Reaktionen waren unvorhersehbar.
Deutschland war deswegen eine Zeit lang dankbar, begann aber bald diese selbstlose Hilfe zu vergessen und sieht Ungarn nun als gemeinsamen Feind des Westens.
Der Ministerpräsident, Viktor Orbán, der die ungarischen Interessen vertritt, wird dämonisiert, sein Name bedeutet inzwischen mehr als er selbst, seine öffentliche Würde, sein Name wurde eingedeutscht: Orbanisierung. So nennt man, wenn eine Gruppe, eine Partei, ein Land nach den Orbán-Prinzipien denkt und handelt und seine eigenen nationalen Interessen vertritt. Zum Beispiel in der Frage der Migration. Neulich habe ich in einer führenden deutschen Zeitung gelesen, dass Orbán mit seiner Migrationspolitik Europa nach rechts rückte, als ob er alle Europäer orbanisieren würde. Nicht mal zufällig würde man denken, dass etwa die Migration selbst die Meinung der europäischen Bevölkerung verändert haben könnte.
Jetzt, am 34. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung, wurde ich an 2015 erinnert, ans Vierteljahrhundert-Jubiläum und das Jahr der Massenmigration. Ganz Deutschland feierte, mit Feuerwerk und Straßenfesten, Bier und Würstchen. In den Festreden wurde der Beitrag Ungarns zur deutschen Einheit kaum erwähnt, denn die große deutsche Einheit von Bismarck bis den Führer und darüber hinaus wurde immer mit Hilfe des gebildeten Westens erreicht, und dabei sind wir normalerweise nicht gefragt. Es genügt, die Drecksarbeit zu erledigen, wie wir es getan haben.
Ein wichtiger Bestandteil der Feierlichkeiten war die deutsche Solidarität, die sich damals in der Aufnahme von Flüchtlingen manifestierte.
In einer Sonderausgabe der liberalen Zeitung Die Zeit lächelten den Lesern auf der Titelseite allerlei freundliche Gesichter in allen Farben entgegen. „Wir sind die Neuen!“, verkündete das Blatt und wandte sich an die ‚Newcomer‘, die in Deutschland Zuflucht gefunden hatten. Sie erzählten von ihrer Flucht, von ihren Demütigungen und Ängsten, und alle strahlten Offenheit aus, den Wunsch, eine neue Heimat zu finden, in der Demokratie, Toleranz und Menschenrechte garantiert sind. Dies wurde ihnen bislang vorenthalten, aber jetzt und hier können sie studieren, arbeiten und sich integrieren, weil sie in einem gastfreundlichen, multikulturellen Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Sie werden die Schwierigkeiten überwinden, sagen sie, obwohl sie nicht gedacht hätten, dass die Gastfreundschaft von Bundeskanzlerin Merkel nur für einen Containerwohnplatz in einem Lager ausreicht.
Ich erwähne das alles an diesem Jahrestag, weil Deutschlands größtes Problem die Willkommenskultur ist, die mit guten Vorsätzen begann. Das anfängliche „Wir schaffen das“ ist zu einer unüberwindbaren Aufgabe geworden,
die Bevölkerungszusammensetzung des Landes hat sich verändert, die einst berühmte „Ordnung und Verlässlichkeit“ des Landes ist verschwunden. 21,2 Millionen Menschen, etwa ein Viertel der Bevölkerung, haben bis 2023 „Einwanderungsgeschichte“.
Dabei handelt es sich um eine neue Kategorie, die vor kurzem für Menschen erfunden wurde, deren beide Elternteile selbst Einwanderer sind. Neun Millionen von ihnen haben bereits einen deutschen Personalausweis, der Rest wartet noch auf diese Auszeichnung. Diese Menschen sind nicht zu verwechseln mit jenen mit „Migrationshintergrund“, bei denen mindestens ein Elternteil Deutscher ist oder in Deutschland geboren wurde. Sie sind die Integrierten, sie mit eingerechnet sind
29% der Bevölkerung nicht wirklich deutsch.
Aber es gibt keinen Grund zur Beunruhigung, sagt das Amt, denn zwei Drittel der Einwanderer kommen aus Europa.
Doch die Statistiken geben Anlass zur Sorge. Bis 2012 lag die Zahl der Asylbewerber bei 25’000 – 50’000 pro Jahr, die bewältigt werden konnten. 2015 stieg die Zahl sprunghaft an, und Ende letzten Jahres waren 2,5 Millionen Flüchtlinge oder Asylbewerber registriert. Man denke nur an den zusätzlichen Verwaltungsaufwand für so viele Menschen in der deutschen Welt, die so präzise sein soll, so viele Menschen, die Wohnraum, Sozial- und Gesundheitsversorgung, Kindergärten und Schulen für ihre Kinder brauchen. Selbst das reiche Deutschland tut sich schwer, und es ist kein Zufall, dass die Willkommenseuphorie längst verflogen ist.
Der Staat gibt für die Flüchtlingsbetreuung so viel aus wie für die Verteidigung: 50 Milliarden Euro.
Wir werden nie erfahren, wie viel sie tatsächlich kosten, denn die Flüchtlinge werden nach einer internen Quote auf das ganze Land verteilt, die Hilfe des Zentrums muss von den Bundesländern ergänzt werden, die einen Teil der Verantwortung an die Kommunen weitergeben. Mit anderen Worten, jeder deutsche Bürger spürt die Belastung der unverantwortlichen Übernahme der Aufnahmelasten. Heute wird der Begriff „Flüchtling“ nicht mehr verwendet, sondern „Migrant“ hat sich eingebürgert, wobei die Radikaleren das Adjektiv „illegal“ hinzufügen. Denn es gibt schätzungsweise 300.000 illegal in Deutschland lebende Menschen mit abgelehnten Asylanträgen, die dank des Einsatzes von Menschenrechtsorganisationen nicht abgeschoben werden können.
Die Kriminalitätsstatistik zeigt, dass es im vergangenen Jahr in Deutschland 5,9 Millionen Straftaten gab, darunter mehr als 200.000 Gewaltdelikte und 13.000 Messerattacken. Das bedeutet, dass es jeden Tag 586 Gewaltverbrechen, 40 Messerattacken und zwei Gruppenvergewaltigungen gibt.
Die Zahl der Jugendlichen mit einer „Einwanderungsgeschichte“ steigt. „Trotzdem ist Deutschland eines der sichersten Länder der Welt“, sagt Innenministerin Nancy Faeser, „wir sind ein starker Rechtsstaat und haben eine hervorragende Polizei.“ Letzteres bestreite ich nicht.
Jetzt haben zum Beispiel die hervorragenden Polizeibeamten im thüringischen Suhl beschlossen, in der Stadt aufzuräumen. Suhl ist im Laufe der Zeit zu einem Symbol für gescheiterte Integration, und eine schutzlose, der Gewalt der Migranten völlig ausgelieferte Bevölkerung geworden. In Suhl gibt es eine Flüchtlingsunterkunft, einen berüchtigten, überfüllten, eingezäunten Plattenbau. Krawalle, brutale Schlägereien und Zerstörungsorgien prägen das Leben hier. Asylbewerber legen Feuer, greifen das Personal an und verbreiten Angst und Schrecken in der Stadt. Die Bürger beschweren sich seit Jahren vergeblich über das gesetzlose und respektlose Verhalten der jungen Männer, die meist aus Nordafrika oder dem Nahen Osten stammen.
Die lokalen Behörden sind mit ihrer Geduld am Ende. Sie haben sich entschieden, etwas gegen die kriminellen Auswüchse zu unternehmen. Der Polizeichef beschloss, den jungen Leuten, die in dem Flüchtlingslager auf Kosten der deutschen Steuerzahler leben, beizubringen, wie man sich in einem europäischen Gastland zu verhalten hat.
Einhundertzwanzig Migranten wurden zu einem Grundkurs über die deutschen Regeln eingeladen.
„Ihr seid Gäste in unserem Land“, begann der Polizeichef, “ihr müsst lernen, was Recht und Ordnung bedeutet, welche Regeln, Normen, Pflichten und Erwartungen für euch gelten.“
Mit polizeilicher Strenge liess er sofort die Handys ausschalten, die Gesicht verdeckenden Mützen abnehmen, beschlagnahmte die Messer. Er erklärte die Regeln des gegenseitigen Respekts, wie höfliches und korrektes Verhalten von einem erwartet wird, dass es in diesem Land kein Aufbrausen, kein Schreien, kein wildes Gestikulieren gibt. Wenn man hier spazieren geht, nimmt man kein Messer, keinen Schlagring oder etwas anderes Gefährliches mit. Wenn man es doch tut, gibt man die der Polizei, wenn sie einen kontrolliert, denn man muss den Behörden gehorchen.
Diese Polizisten waren keine Weicheier. Ihr Auftreten, ihre militärische Haltung und ihre Entschlossenheit strahlten Stärke aus. Das Schweigen der Anwesenden zeigte, dass sie ein Ziel hatten, denn
mit diesen Männern kann man nur in der Sprache der Stärke sprechen.
Sie hörten mit gesenktem Kopf zu, als der Sozialarbeiter die korrekte Benutzung der englischen Toilette und des Toilettensitzes erklärte, mit Bildern illustrierte und zeigte, wie eine verstopfte Toilette und Abfall aussehen und warum es nicht gut ist, wenn Kakerlaken in die Matratzen einziehen.
Leider habe ich diesen Vortrag nicht live gesehen, aber die Beschreibung in der Focus.de Kolumne war sehr anschaulich und lehrreich.
Vielleicht hätten die Deutschen weniger Probleme, wenn die Bewunderer der Migranten auf die Neuankömmlinge aus ihrer eigenen Kultur zugehen und ihnen die Erwartungen des Gastlandes vermitteln würden.
Sie könnten den diesjährigen Jahrestag der deutschen Einheit gelassener feiern und müssten nicht über ihre eigene Spaltung nachdenken. Denn die Migration hat Deutschland nicht nur politisch wieder in zwei Teile gespalten.
Autorin, Dr. phil. Irén Rab ist Kulturhistorikerin
Deutsche Übersetzung von Dr. Andrea Martin
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Bildquelle: Willkommenskultur am Hauptbahnhof Frankfurt am Main © dpa / Frank Rumpenhorst