Von den Impfstoffen bis zum Waffenbusiness
15. Juni 2022 Magyar Hírlap von IRÉN RAB
Am 15. Juni 2022 habe ich zuerst diesen Artikel veröffentlicht. Damals wurden mehr als einhunderttausend Unterschriften für eine Petition gesammelt, in der die europäischen Bürgerinnen und Bürger die Präsidentin der Europäischen Kommission, die oberste Hüterin der Verträge, auffordern, ihre Korrespondenz mit dem Chef der Pfizer-BioNTech-Gruppe offen zu legen. Seitdem hat von der Leyen dies nicht getan, sie verwägt nun, sich erneut für die Präsidentschaft der Europäischen Kommission zu kandidieren.
Immerhin geht es etwa um 35 – 36 Milliarden Euro, um den Betrag, den die Europäische Kommission dem Unternehmen für Covid-19-Impfstoffe bezahlt hat, was für Pfizer-BioNTech tausend Euro Gewinn pro Sekunde bedeutete. Mit dem Unterschriftensammeln will man sozialen Druck auf Ursula von der Leyen ausüben, da alle bisherigen Anfragen und Anträge auf eine Untersuchung der Angelegenheit erfolglos geblieben sind.
Die Geschichte ist lang und reicht bis in die Zeit zurück, als die Europäische Union die Coronavirus-Epidemie gemeinsam angehen wollte. Sie beschloss, den Impfstoff, den ihre Experten für die Menschen in Europa für am besten hielten, zentral zu bestellen. Impfen wir gemeinsam, gleichberechtigt, länderübergreifend, koste es, was es wolle, Geld, Menschenleben, sozio-ökonomische Krise, das alles spielte keine Rolle! Der beste von allen schien Pfizer, einer der berühmten amerikanischen Big-Pharma-Konzerne zu sein, der sofort das enorme Gewinnpotenzial des Impfstoffs erkannte und Partner suchte, um den Impfstoff ultraschnell zu entwickeln. Die Impfstoffprüfungen wurden von Organesis, einem anderen amerikanischen Unternehmen, das auf mRNA-Technologie spezialisiert ist, im Auftrag der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) durchgeführt. Der dritte Pfeiler des globalen Projekts war BioNTech, ein deutsches Unternehmen, das den Impfstoff selbst herstellt.
Der zentrale Bestellvorgang verlief zunächst schleppend, da das bevorzugte Fertigungsunternehmen in Deutschland auf die neue Technologie umgestellt werden musste.
Es spielte auch keine Rolle, dass die langfristigen Auswirkungen des Impfstoffs nicht bekannt waren und der Herstellungsprozess gegen alle internationalen Protokolle für Arzneimittelzulassung verstieß. Wir hatten ja einen Notfall.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte keine anderen Impfstoffe zugelassen, und es war nicht möglich, die Vektorimpfstoffe von den unter Wirtschaftsembargo stehenden Russen, oder die konventionellen Impfstoffe von den unzuverlässigen Chinesen zu kaufen. Stattdessen empfahlen sie den Impfstoff von Pfizer und ähnliche anglo-amerikanische Produkte, alles mit der richtigen medialen und politischen Unterstützung. Die ersten Pfizer, die nach Ungarn kamen, wurden den Lehrern abgegeben, damit der „fortschrittlich-oppositionelle“ Teil von ihnen die Impfung nicht aus rein politischen Gründen ablehnen konnte.
Die für die Beschaffung von Impfstoffen zuständige zypriotische Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides und ihr Ehemann waren sehr überrascht, als im vergangenen Frühjahr 4 Millionen Euro (fast anderthalb Milliarden Forint) plötzlich und unbemerkt auf ihrem eigenen privaten Bankkonto landeten. Die Zyprioten waren allerdings überhaupt nicht überrascht, denn sie kannten Stella gut.
In der Zwischenzeit wurden unzählige Produktionslinien fertiggestellt und Pfizer-BioNTech hat im Jahr 2021 weltweit 3 Milliarden Impfstoffe zum Preis von 12 € pro Stück geliefert. Um die Europäische Union in der Lieferschlange an die erste Stelle zu setzen, hielt Ursula von der Leyen persönlichen Kontakt mit dem Chef des Unternehmens, Albert Bourla, mal per Telefon, mal per Kurznachricht. Sie wollte diese wichtige Aufgabe niemandem anvertrauen, nicht einmal ihrer zypriotischen Kollegin Stella.
Ein investigativer Journalist in Brüssel forderte unter Berufung auf den EU-Grundsatz der Informationsfreiheit die Veröffentlichung der Kommunikation zwischen Ursula von der Leyen und dem Pfizerchef. Der Antrag wurde von der Kommission mit der Begründung abgelehnt, dass die SMS-Nachrichten weder registriert noch aufbewahrt wurden.
Mit anderen Worten: Sie versuchten, kompromittierende Nachrichten loszuwerden. Der Journalist gab jedoch keine Ruhe und wandte sich an die EU-Ombudsfrau, die Irin Emily O’Reilly, die wiederum verlautbarte, es sei an der Zeit, dass die EU-Verwaltung ihre Dokumentenverwaltung auf den neuesten Stand bringe. „Textnachrichten fallen nämlich eindeutig unter das EU-Transparenzgesetz, auch wenn sie heute nicht registriert werden müssen“, sagte sie. Was für ein tolles Schlupfloch!
Hätten wir in Ungarn so einen Hiatus, würden wir sofort mit einem Vertragsverletzungsverfahren überzogen werden!
Die Justizkommissarin Vera Jourova selbst verteidigte natürlich von der Leyen und ihr Kabinett, weil sie die Löschung der fraglichen Textnachrichten für rechtmäßig hielt.
Ursula hatte schon einmal einen ähnlichen Skandal, als sie deutsche Verteidigungsministerin war. Bei dieser Gelegenheit löschte sie aus „Sicherheitsgründen“ Nachrichten von ihrem Mobiltelefon, die im Zusammenhang mit mutmaßlicher Korruption bei zahlreichen Beraterverträgen standen.
Sie sollte vor einen Untersuchungsausschuss des Bundestages geladen werden, blieb aber durch ihre Wahl zur Präsidentin der Europäischen Kommission von der Strafverfolgung verschont. Diese Fallschirmoperation wurde von ihrer Freundin Angela Merkel gemanagt. Das ist ihr so gut gelungen, dass wir Ungarn zum Beispiel die Ernennung Ursulas lange als unseren eigenen Erfolg sahen. Immerhin hatte sie aus ungarischer Sicht gute Referenzen, eine kleine, zerbrechliche Frau mit sieben Kindern und Enkelkindern, wer könnte da schon schlecht von ihr denken? Außerdem hatte ihr Vater, der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident, den Ruf eines ehrlichen und noch dazu ungarnfreundlichen Politikers, und wir glaubten, dass diese Einstellung politisch und genetisch vererbt wurde. Wir haben von ihr Unterstützung erwartet.
Es ist nun klar, dass Interesse, Geld und Machtgier alles überlagern. Auch innerhalb der Familie. Wie es der Zufall will und ein Schelm, der dabei schlechtes denkt, aber
Ursulas Ehemann Heiko von der Leyen ist seit 2020 medizinischer Direktor und Mitglied des Verwaltungsrats des bereits erwähnten US-Biotech-Unternehmens Orgenesis. Orgenesis,
das – welch ein Wunder! – die zellbasierten SARS-CoV-Impfstoffe getestet hat. Er bekommt dort das Fünffache seines ehemaligen Gehalts von Hannover. Man könnte sagen, dass er für sein Fachwissen bezahlt wird, aber das ist unwahrscheinlich, da er vor seinem US-Vertrag an der Medizinischen Hochschule Hannover auf innere Medizin und experimentelle Kardiologie spezialisiert war.
Rechtsanwalt Michael Brunner, Chef der MFG, der einzigen österreichischen Partei ohne Politiker, ist sehr verärgert über die Machenschaften des Traumpaares. „Es wäre an der Zeit, dass der Interessenkonflikt auch für die Angehörigen von Personen gelte, die ein politisches Amt bekleiden. Die Verantwortlichen müssen gewährleisten, dass ihre Entscheidungen frei, ohne Einflussnahme von außen und ausschließlich zum Wohle des Volkes getroffen werden. Die derzeitige europäische Praxis, wie das Beispiel der Familie von der Leyen deutlich zeigt, ist gar nicht so, und sie darf nicht fortgesetzt werden.“
Diejenigen, die Verantwortung tragen, dürfen nicht „in Versuchung geraten“. Doch die Versuchung lauert überall.
In Brüssel haben fünfundzwanzigtausend (!) gut bezahlte Lobbyisten (Unternehmer, Verbände, NGO-s) Einfluss auf die EU-Institutionen. Sie haben freien Zugang zu den Kommissaren, zu den verschiedenen Ausschüssen und zu den Abgeordneten des Europäischen Parlaments.
Zu letzteren gehören auch viele nebenberufliche Lobbyisten. Aber niemand in Brüssel ist korrupt, sondern nur ein anerkannter Lobbyist. Für fette Bestechungsgelder, für gut bezahlte Jobs, für ausländische Interessen.
Ich frage mich, wann jemand den Lobby-Hintergrund der Kriegssanktionen lüftet, denn hinter der scheinbaren Übermoral der EU stehen wahrscheinlich handfeste finanzielle Interessen, wachsende Bankkonten und Privatvermögen der Politiker.
Autorin, Dr phil Irln Rab ist Kulturhistorikerin
Deutsche Übersetzung von Dr. Andrea Martin
MAGYARUL: https://www.magyarhirlap.hu/velemeny/20220615-a-vakcinatol-a-fegyverbizniszig
Dis Fortführung der leninistischen Strategie in den Farbrevolutionen
13. April 2024 Látószögblog von Márton Békés
Die Dramaturgie der „farbigen Revolutionen“ wurde bei den regierungsfeindlichen Protesten in Ungarn wiederholt eingesetzt.
Jede „Farbrevolution“ verwirklicht lokal ein globales Drehbuch, dieses Rezept wird von Zeit zu Zeit auch in Ungarn anzuwenden versucht. Das Thema „Farbrevolution“ steht ständig auf der politischen Agenda der ungarischen Oppositionellen. Zu letzteren gehören nicht nur „zivile“ Aktivisten oder Parteien innerhalb und außerhalb des Parlaments, sondern auch NGO-s, die aus dem Ausland größtenteils durch George Soros finanziert werden, die Medien, die ebenfalls durch Soros-Zuwendungen und staatliche Subventionen aus den USA, den Niederlanden und Deutschland unterhalten werden, und „unabhängige“ Plattformen im Bereich der Geisteswissenschaften (Hochschulen, Theater) sowie eine Vielzahl von sog. Rechtschutzorganisationen.
Angefangen bei der Demonstration gegen die sog. „Internet-Steuer“ im Oktober 2014, bei der sich das Spektakel der „Regenschirm-Revolution“ in Hongkong mit hochgehaltenen Telefonen mit einigen Wochen Verspätung wiederholte, bis hin zur Demonstration gegen die sog. „lex CEU“ im April 2017, bei der
selbst die Organisatoren nicht leugneten (im Gegenteil), dass sie zu einem internationalen Netzwerk gehören,
und dann die Ausschreitungen Ende 2018 vor dem Parlament und dem Fernsehgebäude, gegen das sog. „Antisklavereigesetz“, die den Massendemonstrationen in Belgrad, Prag und Bratislava im folgenden Jahr unheimlich ähnelten, bis hin zur Protestwelle im Herbst 2020, deren Höhepunkt die Besetzung des SZFE-Gebäudes (Theater-Uni) war. Was die Symbolik und die Organisation betrifft, so wirkte es, wie eine Generalprobe für eine „Farbrevolution“, die buchstäblich in Theaterkreisen vorbereitet wurde.
Subversionsdrehbücher
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stellte sich für die Arbeiterbewegung auf der politischen Ebene, die weit über die rein organisatorischen Dinge hinausging, die wichtige Frage, ob die meisten ökonomischen Kämpfe der gefestigten westlichen Sozialdemokratie nicht doch eine Akzeptanz oder gar eine Unterstützung der bürgerlich-kapitalistischen Ordnung darstellten und
ob nicht stattdessen die direkte Aktion, der politische Terror oder der bewaffnete Aufstand, wie es uns die Anarchisten gelehrt hatten, effektiver wären.
Und wenn ja, wie kann das revolutionäre Bewusstsein in die Köpfe des Proletariats gebracht werden?
Die leninistische Strategie hielt es für zweckmäßig, einerseits ein Netzwerk von Berufsrevolutionären zu schaffen und andererseits eine nationale Zeitung unter ihre Kontrolle zu bringen, da die Massen nur durch eine „jeden einzelnen erreichende, allumfassende Agitation“ erreicht und gewonnen werden konnten. Auf dieser Grundlage gab Lenin seine berühmte Parole aus: „Gebt uns eine Organisation von Revolutionären, und wir werden Russland auf den Kopf stellen!“ Nicht mehr als fünfzehn Jahre nach der Veröffentlichung des Textes geschah es: 1917 ergriffen die Bolschewiki durch einen Staatsstreich die Macht.
Die Taktik der Avantgarde und die Kommunikationskampagne haben sich als jahrhundertealte Methode erwiesen. Die Aufgabe der „zivilen“ Revolutionäre besteht darin, in mehreren Etappen eine revolutionäre Situation zu schaffen:
- Infiltration, d.h. die Bildung von Vorhutgruppen (Aktivisten, Medien, NGO, politische Parteien);
- dann Etablierung (Vernetzung, Information externer Akteure, parlamentarische Präsenz);
- schließlich Durchbruch (Beeinflussung der Gerichte, Gewinnung der politischen Macht).
Dieses Szenario ist auch in Ungarn gut bekannt, zumal die schriftlichen Fassungen in ungarischer Sprache mit viel Gefühl für Tempo auch auf Ungarisch nacheinander veröffentlicht wurden.
Alinsky in 1971 veröffentlichtes bahnbrechendes Werk Rules for Radicals (Regeln für Radikale) ist auf Ungarisch sogar in zwei Ausgaben erschienen. Zunächst 1988 unter dem Titel Kleiner Leitfaden für Radikale, herausgegeben von der kommunistischen KISZ-Leitung der Technischen Universität Budapest, später 1999 unter dem Titel Das Alphabet des Organisierens der zivilen Kräfte. Die Wahl des letztgenannten Titels war ein klares Zeichen dafür, dass
das Putschvirus an der Schwelle zum 21. Jahrhundert seinen Träger gewechselt hatte: zivile Aktivisten statt revolutionärer Avantgarde.
„Die Methodik hierfür ist wie folgt. […] Es muss eine Atmosphäre geschaffen werden, in der die Notwendigkeit von Veränderungen zwar nicht leidenschaftlich gewünscht, aber auch nicht in Frage gestellt wird.“
Die Revolution ist eine Frage der Organisation.
Dieser Revolutionsführer ist zu einem beliebten Lesebuch für oppositionelle Aktivisten in Ungarn geworden. Die Schulungen und Leseseminare der „Ziviles Kollegium Stiftung“ zeigten ihre Wirkung, denn in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre machten alle Oppositionsgruppen aller Couleur (CEU-Protestler, Nerd-Shirts, Stadtwäldchen-Verteidiger) regen Gebrauch von Popovich Erkenntnissen.
Die ehrlicheren unter ihnen machen daraus keinen Hehl, einige haben auch den gar nicht so versteckten amerikanischen Faden bemerkt. So erinnert sich der linke Anarchist Gergely „Nefelejcs“ Varga an den Vorabend der Wahlen 2018 unter konspirativen Gesichtspunkten.
„Wir waren mitten in den CEU-Demonstrationen, vor einer Parlamentswahl, Márton Gulyás gründete eine neue Organisation und startete das Medienunternehmen und den Internetsender PARTIZÁN […] Zu dieser Zeit wurde der Leitfaden für die Revolution, das Handbuch über das ordnungwidrige Verhalten der Brigade, die Milosevic stürzte, populär. […] Wir hatten auch zwei Leute von seiner [Popovich] Organisation zu Gast, um Schulungen durchzuführen.““
Ein paar Dinge wurden bei dieser Geschichte vergessen, wie z.B.: wie viel ausländische – insbesondere amerikanische – Unterstützung sie brauchten, und dass der Anführer von Otpor!, Popovich, konkret für Stratfor, also für eine Abteilung der CIA arbeitete.
Das mittlere Element in der chronologischen Reihenfolge der Revolutionsszenarien, d.h. das ursprünglich 1993 verfasste Werk von Gene Sharp, ist seit 2020 auf Ungarisch erhältlich (Von der Diktatur in die Demokratie), in dem es in der Fußnote des Übersetzers heißt, dass
„Ungarn […] mit seiner schwindenden Demokratie nur noch ein „teilweise freies Land ist“, mehr noch, sogar eine Diktatur“.
Diese Aussage entspricht ziemlich dem ideologischen Narrativ der EU-Erpressung und der in der Wissenschaft vorherrschenden regime-tipologisierenden Semantik (Diktatur, Hybridregime, Mafia-Staat, Wahl-Autokratie).
Typische Methoden für „Farbrevolutionen“
Der Einfluss der Ideen der Revolutionsforcierung ist in Ungarn seit Mitte der 2010er Jahre unverkennbar. Die für „Farbrevolutionen“ typischen Methoden sind seit 2018 besonders auffällig, sowohl in Bezug auf Straßentechniken (Verkehrsblockaden), O1G-Kampagne (vulgäre Beleidigung des Ministerpräsidenten), SZFE-Blockade, TV-Besetzung) als auch in Bezug auf der Volksfrontbildung.
Diese Methoden werden in vielen Nachbarländern angewandt: Occupy-Taktik, Blockade von Gebäuden, Besetzung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, gemeinsame Aktionen der Opposition. Zusätzlich zu den oben genannten Büchern wurde der internationale Wissenstransfer durch eine Reihe von Foren (Aktivistenplattform, NRO, Schulungen) erleichtert. Das Sommercamp, das im Sommer 2020 vor der Besetzung der Fachhochschule für Theaterwissenschaften organisiert wurde, befasste sich beispielsweise mit der Universitätsbesetzung von 2009 in Zagreb und beinhaltete einen Vortrag über gewaltlosen Widerstand. Während vor 2018 die Vorbereitung auf den „heißen Herbst“ auf der Agenda kleinerer Bewegungen (Studentisches Netzwerk, Milla, Solidarität) stand, wurde das Experimentieren danach koordinierter, organisierter und massenhafter, sogar von provokativen Aktionen begleitet .
Zivile Stosstruppe
Es gibt auch inländische Vertreter der Techniken der „farbigen Revolutionen“, die sich mit ernsthafteren, sogar entwicklungsfördernden Aktivitäten als bloss mit einfacheren Adaptationen, beschäftigen. Dieses Netzwerk ist vor allem im sozialen Bereich tätig, seine Mitglieder kommen vornehmlich aus dem Bereich der Geisteswissenschaften, mit besonderem Interesse an den Problemen des Wohnens und Theaterlebens (wie der Gründer über die Führer der Sender Partizán sagt: „Unser Kontaktnetz entsteht zu einem großen Teil aus dem Kreis von Theaterleuten“). Sie sind in einer Reihe von Bürger-, Berufs- und Interessenvertretungsorganisationen aktiv, treten aber auch im Umfeld von linksgrünen Politikern, ihren Parteien und Bewegungen auf (Párbeszéd, Szikra).
Ihr Kontaktnetz überschneidet sich mit Menschenrechts-, Pro-Migrations- und Rechtsschutz-NGOs auf der liberalen Seite (Amnesty, Helsinki, Shelter, TASZ, Transparency), aber sie haben auch die Finanzierung durch die Soros-Stiftung gemeinsam. In den 2010er Jahren haben sich in Ungarn eine Reihe von Gruppen gebildet, die in der Lage sind, sowohl organisatorisch als auch thematisch ein viel breiteres Spektrum an Menschen zu erreichen und zu mobilisieren als die schwache parlamentarische Oppositionspolitik.
Diese Gruppe von NGO, NGO-Plattformen, Stiftungen und Interessengruppen ist von der Finanzierung durch Soros beeinflusst und in vielerlei Hinsicht verbunden mit den Parteien der Grünlinken und mit den ausnahmslos pro-Soros-Parteien.
Die Bewegung ‚Tanítanék‚ (‚Ich möchte unterrichten‘) wurde 2016 gegründet, und laut Origo wird aus den Finanzberichten ihrer Unterstützerin, der „Stiftung für akademische Freiheit”, aus den Jahren 2013 bis 2015 ,klar, dass ein Großteil ihrer Finanzierung von den Open Society Foundations [OSF], der Stiftung von George Soros, stammt“. Sie haben die Bewegung des zivilen Ungehorsams im öffentlichen Bildungswesen im Herbst 2022 gestartet, die mit einer Punkt für Punkt durchgespielten Strategie des gewaltlosen Widerstands organisiert wurde. Einer der aktivsten Organisatoren sprach von einem „schockierenden landesweiten Widerstand“, bei dem „Tausende von Menschen zivilen Ungehorsam leisten werden“.
Politische Phase
Die Verbindung zwischen den linken Oppositionsparteien und der „zivilen“ Welt wird äusserst deutlich, wenn wir in einem Interview mit dem Leiter der „Schule des öffentlichen Lebens“ lesen,
dass ab 2018 die Infrastruktur hinter den Parteien aufgebaut, sowie Wissen durch Schulungen vermittelt wurde und das Ergebnis war, dass „die Opposition gegen Fidesz endlich den Stillstand durchbrechen konnte, und das ist nicht zuletzt ein Verdienst progressiver NGOs und Aktivisten. […]
Die Tatsache, dass so viele Leute in der Opposition wieder gelernt haben, Wahlkampf zu führen, dass die Vorwahlen stattgefunden haben, […] dass so viele Leute Stimmen ausgezählt haben, ist definitiv eine qualitative Verbesserung in der ungarischen Politik – und fast alles davon kam aus der Welt der Aktivisten. Ein gutes Beispiel für die Positionierung von Zivilisten in der Politik ist die Budapester Stadtverwaltung, die vom ehemaligen Párbeszéd Ko-Vorsitzenden Gergely Karácsony, dem Oberbürgermeister von Budapest geleitet wird und in der mehrere Mitglieder der ungarischen regierungskritischen Gemeinschaft (András Jámbor, Benedek Jávor, Bálint Misetics) oder des internationalen progressiven Netzwerks (Dávid Dorosz, Dávid Korányi) Anstellung gefunden haben. Es ist sicher kein Zufall, dass die meisten politischen Verbindungen über Párbeszéd hergestellt werden.
Nach den gescheiterten Wahlen wird auf der Oppositionsseite die Alinsky-Methode auffallend oft angewendet. Nach den Fiaskos von 2014, 2018 und 2022 standen Politiker der grünen Linken an der Spitze der Aktionen, sei es der ehemalige Vorsitzende von Együtt (Péter Juhász), Mitglieder der Párbeszéd-Fraktion (András Jámbor, Tímea Szabó, Bence Tordai) oder ehemalige LMP– und später Momentum-Mitglieder (Ákos Hadházy, Bernadett Szél). Nach den Wahlen 2022 hieß es, „Orbán hat große Angst vor Demonstrationen und Streiks, also davor, dass plötzlich viele Menschen sagen: Genug ist genug“, aber auch Veteranen meldeten sich zu Wort und sagten, dass
„es nicht möglich ist, die Fidesz in einer demokratischen Wahl abzusetzen, also muss sozialer Druck erzeugt werden […] das Ziel ist es, den zivilen Widerstand auf der Straße zu organisieren“, und der gescheiterte Ministerpräsidentenkandidat drückte sich so aus, dass „von nun an statt Opposition Widerstand herrscht„.
Ausländische Einmischung in den Wahlkampf 2022
Wie sich es sich herausstellte, erhielt die erst wenige Monate vor den Parlamentswahlen 2022 gegründete, von Péter Márki-Zay geleitete Organisation „Alle für Ungarn (MMM) über den US-amerikanischen Sponsor „Aktion für Demokratie“ bis Juni 2022 etwa 1,8 Milliarden Forint (ca. 4,5 Millionen EUR), und nach Angaben des linken Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten wurde das Geld – unter Verstoß gegen die geltenden Gesetze – an die oppositionellen Kandidaten ausgeteilt. Er vermerkte, dass „es ein MMM-Konto gab. Es wurde für die Durchführung der zentralen Wahlkampagne verwendet. Natürlich gab es auch Kandidaten, die wir unterstützt haben“.
PS: Die „Talpra Magyar“-Bewegung von Péter Magyar 2024 ist ein weiterer Versuch, das Orbán-Regime mit den Mitteln der Farbrevolution zu stürzen.
Autor, Dr. Márton Békés ist Historiker, Forschungsdirektor des Terror Háza Museums
Diese Studie erschien zuerst am 20. Oktober 2022 in Látószögblog.hu. Verkürzte Version
Deutsche Übersetzung: Dr. Andrea Martin