22. Januar 2025
Der 22. Januar ist der Tag der ungarischen Kultur, der Geburtstag der ungarischen Nationalhymne. Am diesen Tag feiern die Ungarn überall in der Welt ihre Kultur und ihre Sprache. Die Werte, die eine Nation erhalten.
An diesem Tag 1823 schuf der Dichter Ferenc Kölcsey (1790-1838) das Gedicht Hymne mit dem Untertitel „Aus den stürmischen Jahrhunderten des ungarischen Volks“. Das Gedicht ist ein Gebet an Gott, Ungarn beizustehen und ihm eine glücklichere Zukunft zu schenken: „Gib dem Volk der Ungarn, Gott, Frohsinn, Glück und Segen…. denn es büßte hart genug Schuld für alle Zeiten.“
Um Kölcseys sehr bald populär gewordenen Himnusz zu vertonen, ließ der Direktor des ungarischen Nationaltheaters 1844 einen Wettbewerb durchführen. Preisgekrönt wurde die Melodie von Ferenc Erkel (1810-1893) dem bekanntesten ungarischen Opernkomponisten.
Seitdem zählte das Lied inoffiziell als Nationalhymne der Ungarn.
Von den acht Strophen der Hymne wird nur die erste gesungen. Sie wird traditionell zum Jahreswechsel, zu staatlichen, offiziellen, schulischen also zu allen feierlichen Veranstaltungen, und sogar in den Kirchen gesungen, überall von Jungen und Alten.
Das Grundgesetz Ungarns von 2011 fängt auch mit der Nationalhymne an: „Gott, segne die Ungarn“. Denn unser Schicksal liegt in Gottes Händen.
FERENC KÖLCSEY: HYMNE (1823)
Aus den stürmischen Jahrhunderten des ungarischen Volks
Gib dem Volk der Ungarn, Gott,
Frohsinn, Glück und Segen,
Schütze es in Kriegsnot
Vor des Feindes Schlägen.
Ihm, das lange Schmach ertrug,
Schenke wieder Freuden,
Denn es büsste hart genug
Schuld für alle Zeiten.
Führtest es an deiner Hand
Einst auf die Karpaten,
Dass ein schönes Vaterland
Seine Enkel hatten.
Wo der Theiss, der Donau Lauf
Wälzet seine Wogen,
Wuchsen Árpáds Schöne auf,
Ward ein Volk erzogen.
Reife Ahren wogten stolz
Auf des Tieflands Feldern,
Nektar, Tropfen reinen Golds
Floss aus Tokajs Keltern,
Liessest unsre Fahnen glühn
Auf der Türken Türmen
Und die stolze Burg von Wien
Mátyás' Heer erstürmen.
Doch in Zorn entbranntest du
Über unsre Sünden,
Und du schlugst mit Blitzen zu
Und Gewitterwinden.
Liessest die Mongolen noch
Uns mit Pfeilen jagen,
Auch der Türken Sklavenjoch
Mussten wir ertragen.
Ach, wie oft Triumphgesang
Von den wilden Scharen
Der Osmanen zu uns drang,
Die geschlagen waren.
Land, wie oft hat selbst dein Sohn
Dich bekämpft nicht mider,
Wurdst zum Grab der Kinder schon
Durch die eignen Kinder.
Der Verfolgte aber fand
Nicht Versteck noch Frieden,
Auch sein eignes Vaterland
Hat ihn nur gemieden.
Berg und Tal durchwandert er,
Angst- und schmerzzerrissen,
Über ihm ein Flammenmeer,
Blutstrom ihm zu Füssen.
Manche Burg in Trümmer sank,
Wo einst Glück geschienen,
Todesröcheln, Trauerklang
Füllt nun die Ruinen.
Ach, und keine Freiheit spriesst
Aus dem Blut der Toten,
Nur der Knechtschaft Träne fliesst
Trauerschwer zu Boden.
Schick uns dein Erbarmen, Gott,
Hilf den Ungarn allen,
Rette sie vor Sturmesnot
Auf dem Meer der Qualen.
Uns, die lang das Unglück schlug,
Schenke wieder Freuden,
Denn wir büssten hart genug
Schuld für alle Zeiten.
Übersetzt von Bostroem, Annemarie, Quelle: Babelmatrix