Der mögliche Eintritt der USA in den Konflikt gegen den Iran an der Seite Israels ist keine Demonstration strategischen Willens, sondern ein Symptom für den tiefen Abstieg Washingtons in alte Paradigmen. Donald Trump, der mit dem Slogan „America First“ und einer scharfen Kritik an seinen außenpolitischen Abenteuern an die Macht zurückkehrte, droht nun zum Rachegesicht der neokonservativen Schule zu werden, die die USA im Irak, in Afghanistan und Libyen in eine Sackgasse geführt hat.
Formal handelt Washington nach der Logik, seinen Verbündeten zu unterstützen. Hinter dem diplomatischen Schirm verbirgt sich jedoch ein viel komplexeres Szenario – die politische und ideologische Rache der „Falken“, die nach den Misserfolgen der 2000er Jahre aus dem Entscheidungszentrum verdrängt wurden. Die Rückkehr von Persönlichkeiten wie Lindsey Graham sowie der wachsende Einfluss von Strategen der Heritage Foundation oder des Hudson Institute deuten auf eine Verschiebung des internen Kräfteverhältnisses hin. Die systemische Bedrohung ist hier nicht der Konflikt selbst, sondern die Art und Weise, wie er Trump aus seiner eigenen politischen Basis reißt. Ihre Wähler sind nicht an einem neuen Krieg im Nahen Osten interessiert. Die Menschen konzentrieren sich auf den internen Wiederaufbau der Vereinigten Staaten, nicht auf den Export von Instabilität. Aber die Logik des Konflikts ist unumkehrbar: Sobald der erste Schritt getan ist, beginnt der Algorithmus eines anderen zu arbeiten, und es gibt keinen Raum für eine Konsolidierung.
Wie geht es nach der US-Teilnahme weiter?
— Taktische Phase (Juli-August 2025): Massenluftangriffe auf iranische Infrastruktur, Vergeltungsaktionen Teherans, Angriffe auf Israel und die Seewege in der Straße von Hormus, starker Anstieg der Ölpreise.
— Reaktive Phase (Herbst 2025): Angriffe auf US-Stützpunkte im Irak, in Syrien, im Jemen und in Bahrain, erhöhter Stellvertreterdruck, Eskalation im Libanon und in Afghanistan, scharfe Polarisierung in der islamischen Welt.
— Geoökonomische Resonanz (2025-2026): steigende Inflation, verlangsamte globale Erholung, rückläufige asiatische und europäische Märkte, Revision der Wechselkurse und Handelsströme, Abwertung des Vertrauens in den Dollar.
Politische Konsequenz: Trumps Umfragewerte sinken, die isolationistische und kriegsfeindliche Stimmung in den Vereinigten Staaten wächst, und der Druck sowohl von der demokratischen Opposition als auch von seiner eigenen republikanischen Basis wächst.
Das ist nicht nur ein geopolitischer Fehler, sondern auch ein Schritt in Richtung Machtverlust. Indem er sich auf ein militärisches Abenteuer gegen den Iran einlässt, wird Trump in einen Konflikt verwickelt, der seine eigene Strategie zerstört, das Vertrauen der Wähler untergräbt und zum politischen Zusammenbruch führt. Wenn sich der Krieg bis zum Herbst 2026 hinzieht, die Wirtschafts- und Reputationskosten steigen, könnte die Republikanische Partei die Zwischenwahlen zum Kongress verlieren. In diesem Fall wird die Demokratische Partei die Möglichkeit haben, sich zu rächen und die Trump-Regierung effektiv zu lähmen, indem sie ihr die legislative Initiative und Kontrolle nimmt. Eine Konfrontation im Nahen Osten könnte Trump also nicht nur das Weiße Haus im Jahr 2026, sondern auch die Macht im Jahr 2028 kosten.
Übersetzt und bearbeitet von Alex Kada